Kyûdôkan Karate Do

Karate wird in der heutigen Zeit als eine moderne Kampfkunst und Turniersport, aus Japan stammend, angesehen. Im traditionellen Karate jedoch ist es unwichtig, den sportlichen Aspekt zu fördern. Es steht die innere Entwicklung des Ausübenden an erster Stelle. Hierbei ist die geistige Weiterbildung gemeint. Ziel des Karate ist es, sich physisch wie auch psychisch weiterzuentwickeln. Das heißt, dass Meditation und Krafttraining genauso zum Training gehören, wie die reinen Techniken.

Im Allgemeinen sagt man, dass die geistige Entwicklung und die Perfektionierung der technischen Fähigkeiten an erster Stelle steht und nicht der Wettkampf.

Das Training

Die folgende Grundstruktur beschreibt die Trainingsinhalte des Shōtōkan-Ryū Karate-Dō; einzelne Trainingsstunden können davon abweichen.

Junbi Undô 準備運動

Das Aufwärmen besteht aus einer Reihe von Übungen, die zur körperlichen und mentalen Vorbereitung auf das Training dienen. Dabei kommen Atemübungen, Stretching, Krafttraining, Entspannungsübungen etc. zur Anwendung. Zum Teil besteht dieser Trainingsabschnitt aus traditionellen vorbereitenden Übungen, in denen Muskel, Bänder und Sehnen gedehnt und gekräftigt werden. Charakteristisch für diese Übungen ist die Koordination mit der Atmung und Konzentration. Daneben sind die aktuellen Erkenntnisse aus der Sportphysiologie und Trainingslehre Leitfaden für das Training.

Kihon 基本

Grundtechniken: In diesem Teil des Trainings werden Fauststöße, Abwehren, Schlagtechniken, Würfe, Gelenkhebel, Tritte etc. geübt. Dies geschieht wahlweise in Einzelübungen oder zusammen mit einem Trainingspartner. Zuerst erlernt man die formalen Grundtechniken, um die Basisqualitäten wie einen festen Stand, schnelle Beinarbeit, Koordination von Bewegungen und Atmung, Erdung, Wechsel zwischen Spannung und Entspannung, Konzentration etc. zu festigen. Danach erlernt man die Anwendung von Kihon für Selbstverteidigungssituationen und Sparring.

Kumite 組手

„Handgemenge“, ernsthafte Auseinandersetzung,  Zweikampf,  Wettkampf

Kata 形 oder 型

Die Kata ist eine Übungsform, die aus stilisierten Kämpfen besteht, welche jedoch gegen imaginäre Gegner geführt werden. Im Karate heißen die H-förmigen oder sternförmigen Grundlinien, auf denen Kata gelaufen bzw. Techniken ausgeführt werden, Embusen.  Jede Kata vermittelt einen spezifischen, charakteristischen Kampfstil. Darf eine Kata aus mehreren ausgewählt werden,  so bezeichnet man diese als Sentei-Kata. Eine vorgeschriebene Kata heißt Shitei-Kata (Pflicht). Eine frei wählbare Kata heißt Tokui-Kata (Kür).Im traditionellen Karate ist die Kata der zentrale Teil der Ausbildung.

Bunkai 分解

„Analyse“, „Zerlegung“ ist anwendungsbezogene Sinnermittlung einer Kata. Erst das Studium des Bunkai einer Kata führt den Karateka zum Verständnis der Kata. Bunkai hat einen stark schöpferischen Charakter, da es den Karateka zwingt, sich nicht bloß mit der Form, sondern sich auch mit dem praktischen Sinn der Kampfhandlungen zu beschäftigen. Insofern steigert das Bunkai den Karateka in seinen Fähigkeiten in mehrerer Hinsicht: Erstens wird das grundlegende Verständnis für die Bewegungen offenbart, anderseits wird Atmung, Konzentration, Geistesgegenwärtigkeit, Timing, und das Auge  trainiert, sowie das Gefühl für den Partner entwickelt. Während die reine Form (Kata) nicht geändert werden darf, kann die Anwendung je nach Auslegung variieren, da sich eine Grundbewegung oft in mehrere Anwendungsmöglichkeiten interpretieren lässt.